15. Oktober 2006

A Grounded Theory of Information Architecture?

Im August/September Bulletin von ASIST (The American Society for Information Science and Technology) ist ein kurzer Artikel erschienen der den Beginn einer Diskussion über eine mögliche, grundlegende Theorie der Informationsarchitektur initiieren will.

Ich halte eine theoretische Diskussion hierrüber für sehr interessant. Allerdings ist das Feld der IA, nicht nur in Deutschland, so heterogen und bunt gemischt, dass ich kaum glauben kann, dass eine solche Diskussion jemals ein Ende finden würde.

Der Autor Brian Arbogast de Hubert-Miller schreibt:

I agree with Andrew Dillon’s assessment in one of his 2001 IA columns in the Bulletin that “the biggest obstacle to IA becoming a distinct discipline remains its lack of unique methods and theories.

Welche theoretischen Grundlagen und Disziplinen bieten sich an um IA damit zu unterfüttern? Nun da wären auf jeden Fall Usability und LIS (Library and Information Science, Bibliotheks- und Informationswissenschaft).

Usability hat ihre Wurzeln in der Ergonomie und HCI (Human-Computer Interaction) und befasst sich mit der Diskrepanz zwischen Kognitiven- und Implementierten Modellen.

Die Geschichte der Ergonomie reicht zurück zum Zweiten Weltkrieg, oder großzügiger betrachtet nochmal 50 Jahre weiter.

In the 19th century, Frederick Winslow Taylor pioneered the "Scientific Management" method, an approach that sought the single best method to perform a job and its tasks. By incrementally reducing the size and weight of coal shovels until the optimum shovelling rate was reached, Taylor tripled the amount of coal that workers could shovel in a day
http://en.wikipedia.org/wiki/Ergonomic

Die Bibliotheks- und Informationswissenschaft hat sehr alte Wurzeln (das mehrere 1000 Jahre alte Bibliothekswesen) sowie einige junge, wie beispielsweise Informationstheorie, Wissensmanagement oder Scientometrie.

Aber Bibliotheksirgendwas, hat doch nur mit schlafenden Medizinstudenten in schlecht beleuchteten Lesesälen zu tun, oder? Mitnichten. Informationslogistische Prozesse (Sammlung, Erschließung, Verfügbarmachung von publizierter Information) sind in der virtuellen Welt des World Wide Web oder des Intranets enorm wichtig.

Die dritte Disziplin die das Fundament der Informationsarchitektur bildet, ist wohl die Psychologie. Kognitive Prozesse, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung. Alles Faktoren die Informationsarchitektur berücksichtigen sollte.

Miller schreibt in seinem Artikel:

I understand architecture as the set of attributes of a space, and information architecture as the set of attributes of the space where an information experience takes place.

Das sind also schonmal drei Wissenschaften, deren Material und Themenvielfalt für viele Jahre spannender Diskussionen reicht. Und da ist noch nicht einmal die Architektur selbst dabei, oder gar die (Evolutions-)Biologie...