6. Oktober 2006

Information Architecture (Part2)

Im ersten Teil dieser kleinen Einführung in Informationsarchitektur, habe ich ein wenig die Geschichte und den Weg nach Deutschland vorgestellt, den IA genommen hat. In diesem Teil, werde ich nun ein paar konkrete Antworten darauf geben, was IA eigentlich ist.

Informationsarchitektur organisiert Informationsräume. Stell dir vor, du befindest dich in einem Raum. Es könnte ein Wohnraum sein. In dem Raum ist nichts. Es könnte die Küche sein - alle Schränke sind vollautomatisch im Boden versenkt. Du entdeckst im Fußboden einen Abfluß. Bist du in der Dusche? Pattern recognition.

Wir versuchen ständig in allem Muster zu erkennen, das macht es wesentlich einfacher mit der riesigen Menge an Daten umzugehen die permanent auf uns niederprasselt. Hat man einmal verstanden was einen Elefanten ausmacht, so kann man plötzlich Elefanten erkennen die man noch nie zuvor gesehen hat. Alle Elefanten erben Eigenschaften und Methoden von einer abstrakten Elefant-Schablone, die jeder für sich irgendwann einmal angelegt hat. Wir erkennen es sogar, wenn ein Mensch einen Elefanten imitiert.

Ebenso verhält es sich mit virtuellen Rämen und Objekten. Man erkennt ein Logo auf einer Webseite, unter anderem auch weil man es an einer ganz bestimmten Position erwartet (links oben), auch wenn man es noch nie zuvor gesehen hat. Man erkennt die Hauptnavigation (meist links mit bis zu drei Ebenen) und die Servicenavigation (oben rechts oder unten, ohne tiefere Ebenen). Wir erkennen Suchfelder, Schaltflächen, Banner und all die anderen Elemente, die eine Webseite ausmachen können.

Informationsarchitekten organisieren Information in einem System, oft Webseiten oder Intranets, indem sie sich einer formalen Sprache bedienen. Hierbei bilden bekannten Muster und Strukturen die Syntax, aus der eine größere funktionelle Einheit entsteht (der Begriff Information wird übrigens meist sehr locker gehandhabt. Ich werde später einmal mehr dazu bloggen. Zur Zeit können wir so tun, als ob Informationen, Daten und content irgendwie das gleiche wäre). Nehmen wir zum Beispiel die Homepage, also die Startseite einer Website. Sie wird unter anderem aus folgenden Elementen zusammengebaut:

  • Logo
  • Mission Statement
  • Key Visual
  • Globale Navigation (mit Servicenavigation)
  • Content
  • Suche
  • Teaser
  • Werbung

Diese und weitere Elemente können in einer Unterseite in ihrer Gewichtung variieren oder ausgelassen werden.

Bevor ein IA allerdings in seinen Baukasten greifen und eine grobe Blaupause (Wireframe) entwerfen kann, muss er sich ein Bild über Ziel und Absicht der Website, deren potentielle Nutzer und mögliche Nutzungsszenarien verschaffen (Business Objectives,User Goals).

Der IA bedient sich beispielsweise des Cardsorting um theoretische Inhalte zu strukturieren und gemeinsam mit dem Kunden oder Nutzern eine erste Organisation der Inhalte zu erstellen.

Card sorting is a quick, inexpensive, and reliable method, which serves as input into your information design process. Card sorting generates an overall structure for your information, as well as suggestions for navigation, menus, and possible taxonomies.
http://www.boxesandarrows.com/view/card_sorting_a_definitive_guide

Während seiner Arbeit an einem Projekt, generiert und aktualisiert der IA die Dokumentation des Projektes. Diese dient später der Design- oder der Entwicklungsabteilung als Vorlage. Sie ist für alle Beteiligten zugänglich und stellt sicher, dass sich das Projekt in die richtige Richtung entwickelt.

Das Information Architecture Institute sagt über IA:

  • The structural design of shared information environments
  • The art and science of organizing and labeling web sites, intranets, online communities and software to support usability and findability
  • An emerging community of practice focused on bringing principles of design and architecture to the digital landscape

Informationsarchitektur ist ein wichtiger Bestandteil innerhalb der Entwicklung von Webseiten, besonders wenn es sich um große Portale oder umfangreiche Intranet-Systeme handelt. Was die Entwicklung und breite Akzeptanz dieses speziellen Berufes angeht, so stehen wir in Deutschland zwar noch recht am Anfang, es sind aber bereits einige erste Schritte getan. Nun liegt es an uns, das Thema populärer zu machen und sowohl bei Kunden wie auch innerhalb der eigenen Firma weiter voran zu bringen.