6. November 2007

5 Questions to Victor Lombardi

Victor Lombardi ist Direktor von Smart Experience, einer unabhängigen New Yorker Schule, er unterrichtet Business & Design am Pratt Institut und ist Mitbegründer des Instituts für Informationsarchitektur wo er auch als Präsident diente. Victor gründete ebenfalls die Management Beratungsfirma MIG und arbeitete bei Boston Consulting Group und anderen. Er ist ein anerkannter Vordenker auf dem Gebiet des Informations- und Experience Design. Victor blogt auf Noise Between Stations. Er ist der Keynote Speaker der deutschsprachigen IA Konferenz 2007 (9/10 November in Stuttgart).


Interview in english

1. Victor, Informationsarchitekten betraten als Spezies etwa 1998/99 die Bühne (in den USA, mit der Veröffentlichung des PBB). Seitdem haben sie sich in eine wichtige Nische im Prozess des Webseiten- und Webanwendungen Bauens etabliert - im Reich gemeinsamer online Informationsumgebungen sozusagen. „Wir“ argumentierten mit Designern und Architekten, mit Usability Profis, mit Entwicklern und Kunden. Haben wir den wichtigsten Faktor dieser Gleichung verpasst: Geschäftsleute und das Management?

Tatsächlich bin ich beeindruckt wie weit wir es im Verständnis von Geschäftsbelangen gebracht haben. Die geplatzte dot com Blase von 2000-2001 hat verdeutlicht, wie wichtig das ist und die Gemeinschaft (zumindest diejenigen die das Bedürfnis hatten) reagierten indem wir erlernten was zu wissen notwendig war.


2. Du hast einmal geschrieben „große Prozesse führen zu großen Produkten“. Wie verändert sich der IA Prozess, jetzt da sich jeder von Wasserfall zu Agile bewegt? Benötigt der gesamte IA Prozess irgendwelche Änderungen oder Anpassungen?

Auf jeden Fall. Wir haben uns mit einem sehr einfachen user-centered design Prozess angefreundet, ein de facto Standard, aber mit Agile und Rich Internet Applications funktioniert dieser Prozess nicht gut. Die Produkte sind zu komplex um zu warten bis ein Entwickler mit der Umsetzung beginnt um zu wissen ob das Design funktioniert. Ich denke wir werden den Bedarf nach weniger indirektem Design (wie Wireframes) hin zu mehr direkten Design (Prototyping) sehen.


3. Wir kennen alle die berühmten IA Foki: Nutzer, Inhalte und wirtschaftliche Aspekte. Wie gut müssen Informationsarchitekten tatsächlich die Geschäftsseite dieses Modells kennen? Wie sehr müssen sie eintauchen in Geschäftsmodelle, ROIs und Umsatzströme?

Informationsarchitekten können nicht zugleich Experten auf ihrem Gebiet und im Finanzwesen und der Buchhaltung werden. Umgekehrt gilt aber auch: Leute die in Geschäftsprozessen ausgebildet worden sind, können nicht auch Experten in Designfragen werden. Wir müssen zusammenarbeiten. Und um zusammenarbeiten zu können müssen wir genug wissen um uns gegenseitig zu verstehen und zu respektieren. Darum sollten wir auch besser darin werden Geschäftsleuten zu erklären was wir tun - jetzt glaube ich, dass wir zu viel Zeit damit verbringen nur mit uns selbst zu reden.


4. Du hast im Unterrichten eine Menge Erfahrung. Du gibst Kurse in Business & Design und hast in New York eine Schule gegründet die sich an Profis aus dem Internet- und Software Geschäft richtet. Was denkst du sollte ein Studienprogramm (sagen wir ein zweijähriger, postgradualer Kurs) enthalten, um Studenten zu befähigen den hypothetischen Abschluss Master of Information Architecture and User Experience erlangen zu können?

Ich bin nicht sicher, ob das traditionelle Modell zwei Jahre zur Schule zu gehen Studenten helfen wird mit der Veränderungsrate auf unserem Gebiet Schritt zu halten. Unser Gebiet ist ein Handwerk welches auch Theorie beinhaltet, hierin vergleichbar mit der Medizin. Dieses Modell könnte man also zur Anregung betrachten.

Ich sehe drei wesentliche Zeiteinheiten in so einer Ausbildung:

  1. eine Zeitspanne in der wir Theorie lernen
  2. ein Praxissemester in der wir das Handwerk erlernen
  3. einen andauernden Prozess der fortschreitenden Ausbildung durch unsere Karriere hindurch

5. Victor, bei der deutschen IA Konferenz 2007 wird es drei Workshops in englischer Sprache geben - deinen: „Using Internet Business Strategy“, Thomas Vander Wals: „Building a Foundation for Tagging and the Social Web“ and Jess McMullins: „The Business of Experience“ (siehe Programm, PDF). Denkst du, dass für eine lokale Community wie die deutsche IA Community beispielsweise, es Fluch oder Segen ist mit mehr als einer Sprache hantieren zu müssen? Spricht man beispielsweise mit deutschen Kunden, kann man vielleicht einen etablierten englischen Begriff verwenden oder eine umständliche, deutschsprachige Alternative...

Mit Englisch als Muttersprache ist es für mich schwer das zu wissen. Aber die Deutschen haben eine große Tradition im Ingenieurwesen und mir wurde gesagt, dass das teilweise auf eine präzise Sprache zurückzuführen sei mit der technische Konzepte beschrieben werden. In der Informationsarchitektur gibt es bei vielen Begriffen noch keine große Einigkeit, warum übernehmen die Deutschen hier also nicht die Führung und schlagen eine präziserer Sprache vor?